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Kapstadt, Südafrika

Der Park im Herzen Kapstadts ist für Einheimische und Touristen gleichermaßen ein Ort der Erholung. Doch ursprünglich wurde die umfangreiche Anlage zu einem ganz anderen Zweck genutzt.

Ein warmer sonniger Tag in Kapstadt. Der Winter verliert langsam an Kraft und die Menschen in der Mother City strömen in die Parks und die Cafés, um die Sonne zu genießen.
Gerade im Company's Garden wird man viele Menschen treffen, die hier ihre Mittagspause verbringen oder einfach nur die Seele baumeln lassen.

Direkt an der Queen Victoria Street gegenüber dem Belmond Mount Nelson gelegen, ist der Park aus dem Stadtzentrum fußläufig zu erreichen.
Im Winter ist er jeden Tag von 7-19 Uhr geöffnet, in den Sommermonaten von 7:30 bis 20:30. Der Eintritt ist frei.

Hier finden sich aber nicht nur parktypische Einrichtungen. Neben dem Sitz des südafrikanischen Parlaments gibt es hier verschiedene Museen, beispielsweise das South African Museum und die South African National Gallery, welche zu einem längeren Aufenthalt einladen.

Aber auch wer nur einen ausgedehnten Spaziergang in dem circa acht Hektar großen Park geplant hat, kann einiges entdecken. Neben verschiedenen Statuen südafrikanischer Persönlichkeiten gibt es beispielsweise eine Voliere mit verschiedenen Vogelarten und unterschiedlichen Gartenanlagen, unter anderem einen Rosengarten von 1929. Nicht zu übersehen sind außerdem die halbzahmen, sehr zutraulichen Eichhörnchen, die einem überall im Park über den Weg laufen.

Geschichte des Company's Garden

Ursprünglich wurde der Park jedoch zu einem völlig anderen Zweck angelegt.
Als Jan van Riebeeck 1652 das heutige Kapstadt gründete, handelte es sich nur um eine kleine Siedlung, die zur Versorgung der Schiffe auf dem Seeweg nach Indien gedacht war. Die Schiffe der VOC (Niederländische Ost-Indien Kompanie) mussten vor dem Bau des Sueskanals den langen Umweg um das Kap der guten Hoffnung fahren.
Der ursprüngliche Company's Garden war eben das, was der Name ausdrückt: Ein Garten mit frischen Kräutern, Obst und Gemüse, der den heutigen Park in seinen Ausmaßen deutlich übertraf. 1652 wurde der Park als Nutzgarten im niederländischen Barockstil eröffnet und bereits 1653 erbrachte der Garten genug Ertrag, um die wachsende Zahl der Schiffe zu versorgen. Diese Rolle behielt der Garten für eine lange Zeit.

1814 ging Kapstadt endgültig in britischen Kolonialbesitz über. Der Garten wurde nach und nach in einen Lustgarten im viktorianischen Stil umgewandelt. Durch die Überlappung der beiden Stile und Nutzungsarten ist der Park weltweit einzigartig.

2014 wurde nahe des Rosengartens ein neuer Kräuter- und Gemüsegarten nach dem Vorbild des niederländischen VOC-Gartens geschaffen. Errichtet nach historischen Skizzen und Zeichungen, lassen sich hier historische Methoden der Gärtnerei anschaulich aus nächster Nähe erfahren. Sowohl die Bewässerungs- und Anbaumethoden als auch die Kräuter-, Obst- und Gemüsesorten entsprechen ihren Vorbildern aus dem 17. Jh. bis ins kleinste Detail. So ist zumindest ein Teil des historischen Erbes wiederbelebt worden.

Der Garten soll allerdings nicht nur historische Methoden veranschaulichen, er ist auch als Pilotprojekt gedacht, um nachhaltige Entwicklung und innerstädtische Nutzgärten zu bewerben. Mit solchen Gärten soll die Versorgung von den stetig wachsenden Städten in aller Welt einfach und günstig gemacht werden. Gleichzeitig werden so grüne Ausgleichsflächen geschaffen, die den Bewohnern der Stadt Erholung bieten können.

Wie überall in Kapstadt gilt also auch im Company's Garden: Augen auf, es gibt immer etwas Neues zu sehen!

Das Gebiet von District 6 erinnert bis heute an die Umsiedlungen während der Apartheid. Seit Jahren soll es wiederbesiedelt werden, doch der Fortschritt ist kaum spürbar.

Wer vom Flughafen kommend die M3 stadteinwärts fährt, sieht auf Höhe von Vredehoek und dem Devil's Peak auf der rechten Seite eine große Brachfläche inmitten von besieltem Gebiet.

Was auf den ersten Blick wie Baufläche aussieht, hat eine traurige Geschichte hinter sich und blickt in eine ungewisse Zukunft.
Es handelt sich um den berüchtigten District 6. Dieses Viertel war ursprünglich ganz ähnlich wie Woodstock ein multiethnisches Zentrum in Stadtnähe, welches sich durch seine kulturelle Vielfalt auszeichnete.

Durch die vielen verschiedenen Einflüsse der Bewohner entwickelte sich hier beispielsweise eine bunte Musikszene, die unter anderem durch Jazz-Einflüsse gekennzeichnet war. Livemusik und Tanz waren Teil des Alltags.

1968 begann die südafrikanische Regierung im Rahmen des sogenannten "Group Areas Act" damit, das Viertel umzusiedeln und dem Erdboden gleich zu machen.

Begründet wurde dieser Schritt damit, dass das Viertel zu einem Slum geworden war und Kriminalität und Schmutz Überhand genommen hätten.

Joe Schaffers, ein ehemaliger Bewohner des Viertels und heute Mitarbeiter des District Six - Museums, bestreitet diese Aussage. "Die Kriminalität war vorhanden, aber nicht vollkommen überdurchschnittlich. Die Regierung hat bewusst nichts für das Viertel getan und die Zustände damit künstlich verschlechtert."

Damit schuf sie sich selbst die Rechtfertigung, bis in die 80er Jahre hinein etwa 60000 Menschen primär nach Cape Flats umzusiedeln, um das Gebiet von District 6 in eine "Whites Only" Area umzuwidmen. Stadtnahe Lage, gute Verkehrsanbindung, die Gegend ist bestes Baugebiet.

Durch die Umsiedlung wurde eine ganze Gemeinschaft zerstört. Nachbarn wurden getrennt umgesiedelt, und teilweise auch an unterschiedliche Orte gebracht.
Auf diese Weise wurden nicht nur Freundschaften auseinander gerissen und das kulturelle Leben zerstört, auch das Leben viele Bewohner wurde komplizierter.

Denn nun mussten sie aus den Außenbezirken Kapstadts beschwerlich pendeln, was für sie höhere Kosten und längere Arbeitswege bedeutete. Viele konnten sich diesen Mehraufwand nicht leisten und so stieg auch die Arbeitslosigkeit.

Das Gebiet wurde jedoch nie wirklich besiedelt. Aufgrund anhaltender Proteste und dem langwierigen Prozess der Umsiedlung wurde District 6 zu Brachland inmitten der Stadt, einer Narbe der Geschichte.

Die einzige nennenswerte Bebauung war der Bau eines Campus für die heutige Cape Peninsula University of Technology, damals Cape Technikon. Weiterhin wurden einige Bereiche an andere Bezirke angekoppelt, was zu einer nachhaltigen Veränderung des ursprünglichen Gebiets führte.

Und auch nach dem Ende der Apartheid wurde das Gebiet nicht ohne Weiteres wiederbesiedelt. Erst 2003 wurden die ersten Häuser neu gebaut und einige der ehemals Vertriebenen konnten in ihre Heimat zurückkehren.

Seitdem ist jedoch wenig passiert. Durch die partiellen Angliederungen des Bezirks an andere Gebiete und dem Bau des Campus ist viel Fläche verloren gegangen. Dennoch möchten alle ehemaligen Bewohner bzw. deren Nachfahren einen Wohnplatz erhalten.

Die zuständigen Stellen sind jedoch aus verschiedenen Gründen überfordert. Das Viertel muss von Grund auf neu gebaut werden, also auch Infrastruktur und Versorgungsleitungen. Weiterhin steht immer noch nicht fest, wieviele Siedler überhaupt kommen und wo sie untergebracht werden. Außerdem scheitern ein Vorankommen immer wieder an finanziellen Engpässen der zuständigen Stellen. Die Probleme bedingen sich gegenseitig und sorgen so immer wieder für große Verzögerungen.

Joe Schaffers ist dennoch zuversichtlich, dass der Prozess sich für alle positiv entwickelt. Auch er kritisiert den langsamen Verlauf des Wiederaufbaus und die bürokratischen Hürden, die teilweise errichtet werden. Allerdings ist er sich sicher, dass viele der Vertriebenen und ihrer Nachfahren wieder zurückkehren können.

Eine Beschleunigung des Prozesses und mehr finanzielle Mittel erwartet er allerdings auch nicht. Bevor District 6 wieder aufersteht, werden vermutlich noch mehr als zehn Jahre vergehen.

Und selbst dann ist die Geschichte des Bezirks nicht vorbei, denn durch die optimale Wohnlage droht auch hier, ähnlich wie im angrenzenden Woodstock, eine Gentrifizierung. Die Stadtverwaltung hat dieses Problem bereits erkannt und eine Verkaufssperre eingerichtet. Bewohner des Bezirks dürfen ihre Häuser erst 15 Jahre nach Einzug weiterverkaufen. Dadurch wird das Problem zwar nur verzögert, aber für Schaffers ist die Gentrifzierung insgesamt weniger besorgniserregend. Für ihn gehört sie zur Entwicklung moderner Städte und birgt auch gute Seiten. Ihm ist es viel wichtiger, dass District 6 endlich wieder mit Leben gefüllt und altes Unrecht wieder gut gemacht wird.

Die Hoffnung, dass er recht behält. Allerdings wird die Narbe, die die Apartheid hinterlassen hat, niemals vollständig verschwinden.

Für mehr Informationen zu der Geschichte von District 6 empfiehlt sich ein Besuch im District Six-Museum in der 25A Albertus St & Buitenkant Street.
Es ist Montags bis Samstag von 9-16 Uhr geöffnet: www.districtsix.co.za