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Kapstadt, Südafrika

Wandern am Tafelberg, in den Weinlands oder an der Garden Route

Südafrikas Wanderwege gelten noch immer als absoluter Geheimtipp, denn die Pfade entlang der Bergketten des Western Cape zählen mit ihrer einzigartigen Pflanzenwelt und heimischen Tierspezies zu den schönsten Routen auf dem gesamten Kontinent. Entgegen der Mehrzahl europäischer Strecken, welche ihre Entstehung größtenteils schlicht den hinterlassenen Spurrillen der Lasttiere zu verdanken haben, auf deren Rücken in vergangenen Zeiten zwischen zwei Ortschaften Handelswaren aller Art transportiert wurden, erschafften die Südafrikaner eigens zur Annehmlichkeit aktiver Spaziergänger und Bergsteiger aus Übersee Wanderwege abseits des Üblichen inmitten bis dato unberührter Natur.

 

So versteht es sich von selbst, dass die überwiegende Mehrheit dieser Pfade erst im 20. Jahrhundert entstanden ist und aufgrund dieser ihrer noch jungen Geschichte zumeist unerschlossene Gebiete mit atemberaubender Natur durchzieht. Zahlreiche Strecken verlaufen durch Naturreservate als auch Nationalparks und bilden ausnahmslos die genussvollste Methode, die außergewöhnliche Szenerie dieses einzigartigen Landstriches zu erleben.

 

Von kurzen Stecken zum Lustwandeln und Schlendern bis zu anstrengenden Märschen über mehrere Tage in bergigem, unebenem Terrain reicht das enorme Spektrum dieser Wanderwege. Bewusst haben wir aus dem Angebot die Strecken auserkoren, welche im Laufe eines Tages in angenehm zügigem Tempo innerhalb von 4-6 Stunden zurückgelegt werden können, um jedem einzelnen in der Gruppe zudem die Möglichkeit einzuräumen, zusätzlich einige Zeit für die Bandbreite an weiteren Attraktionen und Aktivitäten der jeweiligen Gegend erübrigen zu können.
Boulders Beach

Wer kann sich schon dem witzigen Charme des etwas unbeholfen watschelnden Seevogels entziehen? Der Pinguin dient als Maskottchen, Kühlschränke und Eishockey-Teams sind nach ihm benannt und in europäischen Zoos zählen Pinguinmärsche zu besonderen Attraktionen für Groß und Klein. Warum der Pinguin auf der Beliebtheitsskala so weit oben steht, wird nicht nur auf seine unbestrittene Komik zurück geführt, sondern interessanterweise auch auf seinen aufrechten Gang und damit seiner Ähnlichkeit zur menschlichen Gattung.

An den Stränden von Simon’s Town kann der Besucher mit dem beliebten Frackträger auf Tuchfühlung gehen. Auf Holzstegen kann man durch das Naturschutzgebiet spazieren und die Tiere beim Sonnen, Brüten und Schwimmen beobachten. Bis auf wenige Meter kann man sich den neugierigen Brillenpinguinen nähern und wen das kalte Wasser des Atlantiks nicht abschreckt, kann sogar mit ihnen schwimmen. Aber Vorsicht bei Streichelversuchen, der Schnabel der Tiere ist stark und ein Biss kann tiefe Spuren hinterlassen.

1983 wurde das erste Pärchen am Foxy Beach, gleich neben Boulder’s Beach, in Simon’s Town gesichtet. Seit ihrer Brutzeit im Jahre 1985 ist die Kolonie rapide auf etwa 3.000 Tiere angewachsen. Die hervorragenden Fischgründe an der Küste bieten den geselligen Tieren eine ideale Lebensgrundlage. Brillenpinguine sind gut durch ihre rosa Färbung an den Augen und dem schwarzen Streifen
unterhalb ihres weißen Halses von anderen Arten der Gattung zu unterscheiden. Sie werden ca. 60 Zentimeter groß, vier Kilo schwer und bis zu zehn Jahre alt.

Pinguine sind exzellente Taucher und für bis zu 530 Meter tiefe Tauchgänge hervorragend gerüstet: Die Verlangsamung des Herzschlags verringert den Sauerstoffverbrauch, die Ohren werden mit starken Federn fest verschlossen, ihre bis zu drei Zentimeter dicke Fettschicht sowie das „geölte“ Gefieder schützt sie gegen die Kälte und ihre schwarzweiße Zeichnung bietet eine perfekte Tarnung. Brillenpinguine sind „häuslich“ und treu. Im Vergleich zu ihren Artgenossen reisen sie nicht durch die Weltmeere, sondern bleiben das ganze Jahr in ihrer Kolonie und meist ihr ganzes Leben lang mit einem Partner zusammen. Mit dem Ausbrüten ihrer ein bis zwei Eier wechselt sich das Pinguinpärchen ab, so dass die selbstständige Nahrungssuche auch für das Weibchen gesichert bleibt. Nach ein bis zwei Monaten schlüpfen die Küken, wobei das „Erstgelegte“ meist etwas größer ist und mehr Futter bekommt. Der schelle Tod des jüngeren Geschwisterchens ist eine natürliche Brutreduktion, die die Überlebenschancen des ersten Küken bei knappen Nahrungsressourcen vergrößern. In den ersten zwei bis drei Wochen werden die Küken permanent von den Eltern beaufsichtigt.

Dann werden die plüschigen Jungtiere „flügge“ und schließen sich in Gruppen innerhalb der Kolonie zusammen. Die natürlichen Feinde der Pinguine sind Seeleoparden, Haie, Orcas sowie Katzen und Eierdiebe an Land. Die größte Gefahr besteht allerdings durch die Ölverschmutzung der Meere. Am Kap hat es sich die Hilfsorganisation Sanccob zur Aufgabe gemacht, verschmutzte Tiere vom Öl zu befreien und so ihr Überleben zu sichern.

Auch wenn die Pinguine die Kolonie in Simon’s Town nicht für längere Zeit verlassen, sind ihre Aktivitäten weitgehend saisonabhängig: Im Januar sind die Jungtiere in der Mauser und die Erwachsenen fressen sich eine Fettschicht für die Brutzeit an. Von Februar bis August ist Brutsaison. Im September und Oktober muss die Fettschicht für die Mauserzeit aufgebaut werden. Diese zieht sich dann von November bis in den Dezember.

Kurz nach Simon’s Town, Richtung Kap, weisen Schilder zum Boulder’s Beach und den Pinguinen. Geöffnet ist je nach Saison täglich von ca. 8 bis 18 Uhr.

Schnell, schneller, Gepard

von Steffi Walther

Das schnellste Landtier der Welt ist vom Aussterben bedroht – auf dem Inverdoorn Game Reserve widmet man sich seinem Schutz.

Erwartungsvolle Spannung liegt in der Luft. Nur das sanfte Rauschen des Windes durch das hohe Gras ist zu hören. Plötzlich Getrampel. In der Ferne taucht eine Staubwolke auf. In einem unglaublichen Tempo kommt sie näher. 100 Meter, 200 Meter... Drei Geparde stürmen daraus hervor. Jede Sehne dieser so muskulösen Tiere ist zum Zerreißen gespannt. Mit einer Leichtigkeit und Grazie, die nicht von dieser Welt scheint, rasen die anmutigen Geschöpfe ihrer Beute hinterher. Die Besucher auf den Aussichtsplattformen halten gebannt die Luft an. Dann schnappt sich die größte der drei Raubkatzen die Beute. Die Gäste schreien auf. Die Jagd hat ein Ende.
 
Auf dem Inverdoorn Game Reserve in der Karoo, zweieinhalb Stunden von Kapstadt entfernt, haben die Besucher die einmalige Gelegenheit, dieses Schauspiel hautnah mitzuerleben. Dabei wird ein Beute-Imitat, ein Huhn oder Hase aus Stofffetzen, an einem Seil befestigt, das dann in hoher Geschwindigkeit mit einer speziellen Winde eingefahren wird. Ein Prinzip, das auch bei Windhunderennen angewandt wird. Da Geparde – anders als die meisten Raubtiere – primär auf Sicht und nicht Geruch jagen, wird so ihr natürlicher Jagdinstinkt geweckt. Wie auf Kommando stürmen sie der vermeintlichen Beute hinterher. Dabei erreichen sie eine Geschwindigkeit von bis zu 110 Stundenkilometer. Von null auf hundert in drei Sekunden. Das schafft kein Tyson Gay, kein Windhund und auch kein Ferrari. Geparde sind die schnellsten Säugetiere der Welt. Sprinter par excellence. Sie in Aktion zu erleben – das ist ansonsten höchstens in Fernsehdokumentationen möglich.

Die getürkte Beutejagd dient aber keinesfalls der Unterhaltung der Touristen. Ganz im Gegenteil. Inverdoorn ist ein Schutzreservat, das sich unter anderem um den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Geparde bemüht. Neun davon leben im Reservat. Sie alle stammen aus Aufzuchtstationen und kennen das Leben in freier Wildbahn nicht. Langfristiges Ziel des sogenannten Inverdoorn Cheetah Rehabilitation Program ist es, die Tiere in die Wildnis zu entlassen und so den Bestand freilebender Geparde zu sichern.
 
Um dieses schwierige Unterfangen zu realisieren, müssen sich die Großkatzen regelmäßig bewegen und natürlich jagen. Die Jagdsimulation ist eine weltweit übliche – und effektive – Methode dafür. „Auch wenn wir keine Touristen hätten, würden wir die Tiere laufen lassen. So bleiben sie in Form und erlernen die überlebensnotwendige Beutejagd. Zudem stimuliert die Bewegung die Hormonproduktion der Geparde, was dazu führt, dass sie sich besser fortpflanzen. Die Tiere lieben das tägliche Rennen, wir zwingen sie nicht dazu. Es ist ihr natürlicher Trieb“, erklärt Inverdoorn-Eigentümer und Geschäftsführer Damien Vergnaud. „Dass die Gäste bei dem täglichen Training zuschauen dürfen, hat einen ganz anderen Hintergrund“, verrät der Tierliebhaber. „Wir möchten die Besucher aufklären, denn der Gepard steht kurz vor der Ausrottung. Sie sollen die Tiere nicht nur sehen, sie sollen sie fühlen und erleben. Dabei erklären wir ihnen die Situation und Problematik und informieren sie über den Erhalt der Art. Und hoffentlich nehmen unsere Gäste davon ein Stück mit nach Hause.“
 
Geparde waren einst über fast ganz Afrika sowie Teile Asiens verbreitet. Die rücksichtslose Jagd nach den Tieren führte dazu, dass sie heute fast nur noch in Afrika südlich der Sahara anzutreffen sind. Ihre Zahl wird auf 10.000 geschätzt. Das ist ein Zehntel des Bestands von vor 20 Jahren. Die Population sinkt weiter, denn sie besitzen nicht die körperlichen Voraussetzungen, ihren Nachwuchs erfolgreich gegen stärkere Raubtiere zu verteidigen.
 
So sterben etwa 90 Prozent der Jungtiere im ersten Lebensjahr. Die Tiere, die überleben, werden oft von Farmern getötet. Da ihr natürlicher Lebensraum immer weiter eingeschränkt wird, sind die Wildkatzen gezwungen, auch auf Farmland auszuweichen. Die ansässigen Farmer sehen sie als Bedrohung für ihre Herden und erschießen sie. Oder sie landen in Schutzreservaten. In Gefangenschaft vermehren sie sich allerdings mehr schlecht als recht. Kommt es dennoch zur Paarung, besteht immer noch die Gefahr, dass der Embryo nicht lebensfähig ist, weil Geparde aufgrund der Jahrhunderte langen Ausrottung eine auffällig niedrige genetische Variabilität aufweisen und es oft zu Missbildungen kommt.
 
Es steht also nicht gut um die Sprintweltmeister. „Wird nichts unternommen, sind die Tage der Geparde gezählt“, prophezeit Vergnaud. „Wir möchten mit unserem Programm dazu beitragen, dass diese Tiere in der Wildnis erhalten bleiben. Denn was wäre Afrika ohne seine Geparde?“